Griechen sollen künftig 6 Tage arbeiten
Zuerst hat die Athener Wochenzeitung To Vima
davon berichtet, jetzt ist auch in internationalen Medien vom
Geheimbericht der Griechenland-Troika zu lesen: Die internationalen
Geldgeber fordern - noch vor dem Beginn der Prüfmission -
Nachbesserungen am Spar- und Reformprogramm der Griechen. Konkret heißt
das für die Hellenen: Länger arbeiten - und das bei deutlich
schlechteren Arbeitsmarkt-Bedingungen.
Ö1 etwa
berichtet von einem geheimen Schreiben, in dem die Troika die Einführung
der 6-Tage-Woche verlange. Auch die Arbeitnehmerrechte sollen
eingeschränkt werden - die Troika etwa schlage vor, dass die
Mindestruhezeit auf elf Stunden festzusetzen. Der Hintergrund der
Maßnahmen: Man will Griechenland damit zu mehr Flexibilität am
Arbeitsmarkt verhelfen - und auch die Lohnnebenkosten verringern.
Griechen sind empört
Bei den Betroffenen selbst hat der Bericht Empörung ausgelöst: Der
größte Gewerkschaftsdachverband, GSEE, etwa hat mit Irritation reagiert
und warnt vor katastrophalen Folgen für die Gesellschaft, die Wirtschaft
und die Arbeitnehmer. "Die Zauberlehrlinge der Troika, der
Großunternehmer und ihre geheimen Berater sind unverbesserlich", hieß es
in einer GSEE-Erklärung.
Ökonom Ioannis Koukiadis von der Universität Thessaloniki nannte den
angeblichen Vorschlag für die Abschaffung der Fünf-Tage-Woche im
griechischen Rundfunk absurd. Griechische Medien kritisierten zudem,
dass die Troika damit Öl ins Feuer gieße. Wenn nun auch solche Maßnahmen
kommen würden, könnte es zu einer sozialen Explosion kommen, hieß es
fast übereinstimmend.
Das Athener Finanzministerium, an das der interne Berichtet sei,
wollte das Dokument nicht kommentieren. "Darüber wird nicht verhandelt",
sagte ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur dpa lediglich.
Umsetzung noch offen
Einige Maßnahme hat man in Griechenland bereits umgesetzt - der
Mindestlohn etwa war dieses Jahr bereits von 751 Euro auf 586 Euro
brutto gekürzt worden. Ohne ein neues 11,5 Mrd. Euro schwere
Sparprogramm wird es für das von der Staatspleite bedrohte Land jedoch
kein Geld mehr geben - deshalb hat die Troika aus EU, Europäischer
Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) jetzt mit der
Prüfung der Spar- und Reformfortschritte Griechenlands begonnen.
Ob die griechische Regierung ihr Sparprogramm um weitere Reformen -
wie etwa die 6-Tage-Woche - korrigieren muss, wird erst nach dem Ende
des Besuchs der internationalen Geldgeber feststehen. Wann die
Kontrolleure ihren Bericht vorlegen, ist nach wie vor unklar. Bisher ist
von Ende September oder sogar Anfang Oktober die Rede.
kurier.at
5/9/12
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